Udo Walendy: Bild 'Dokumente' für die Geschichtsschreibung?
Verlag für Volkstum und Zeitgeschichtsforchung, Vlotho (Weser) 1973



[Seite 52] „Häftlinge wurden unter Musikbegleitung zum Galgen gekarrt. Des dafür vorgeschriebene Lied war ‛Alle Vöglein sind schon da’” Mit diesem Bildtext veröffentlicht in Robert Neumann „Hitler — Aufstieg und Untergang des 3. Reiches” München, Basel, Wien 1961 Desch Verlag S. 176. Gleichermaßen veröffentlicht in einigen polnischen Büchern.

Dieses Bild ist ein Gemälde. Unterschiedliche Veröffentlichungen sind in der Vergrößerung nicht deckungsgleich. Die Perspektive ist zu hoch gekantet und falsch in den Größen. 1. Musikant rechts: er hat zu tiefe und zu schmale Schultern, zu lange Beine verglichen mit seiner Kopfgröße, einen zu flachen gehobenen Fuß (Schuh), ein gemaltes lichtunempfindliches Hosenbein, ein zu tiefes Gesäß, unterschiedliche Schuhgröß. 4. Musikant: linke Hand fehlt. Der Gefangene, der vorn den Karren „zieht”, hat im Verhältnis zu Kopf- und Körpergröße zu lange Arme oder zu kurze Beine. Sein Ellenbogen sitzt zu tief. Die Deichselhalterung müßte sich ganz woanders befinden, als dort, wo er „zieht”. (Man zeichne sich selbst diese Halterung, an der auch der andere zieht, ins Bild.) Der Karren hat keine technisch mögliche Vorderachse. Die SS-Männer im Hintergrund haben zu schmale Beine. Der auf dem Karren Gezogene hat eine zu dicke Hand; sie ist gleichgroß wie die Hand des vorn Ziehenden, der jedoch größer auf dem Bild erscheint. Die Licht- und Schattenverhältnisse stimmen nicht überein.

Die anatomischen Entsprechungen sind an Hand von Vergrößerungen und Deckungsvergleichen echter Fotografien von sich ähnlich verhaltenden Personen zu identifizieren, die mit Transparentpapier auf das Prüfungsbild aufgelegt ein positives oder negatives Ergebnis ergeben.

[Seite 53]

Vergleichsbilder: Rechter Musikant und Knochenmann. a) identische Körpergröße, b) identische Kopfgröße. Man achte auf die Beckengegend, die Länge und Plattheit des angehobenen Fußes mit Schuh und vergleiche den normalen Fuß eines Menschen dieser Größe, wobei ein Schuh das Bild noch umfangreicher gestalten müßte. Man prüfe die verwinkelte Außenkante des Schifferklaviers. Man zeichne auf Pergamentpapier die Konturen des Unterschenkels mit Fuß des gleichgroßen Knochenmannes und lege es an den angewinkelten Fuß des Musikanten. Ergebnis: das linke Knie müßte hinter dem rechten Bein hervorscheinen, was nicht der Fall ist.




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