Udo Walendy: Bild 'Dokumente' für die Geschichtsschreibung?
Verlag für Volkstum und Zeitgeschichtsforchung, Vlotho (Weser) 1973



[Seite 65] „Wie Holz aufgestapelt” (in Dachau). Mit diesem Bildtext veröffentlicht in L. Poliakow und Wulf „Das Dritte Reich und die Juden”, S. 209.

Dieses Bild ist ebenfalls eine Fotomontage. Man beachte die total weißen Beine der zweiten Leiche oben links und links Mitte ohne die geringsten Schattenreflexe auf total schwarzem Untergrund. Die Gestalt rechts vorn ist anatomisch nicht erklärbar. Die hellen Partien im Hintergrund widersprechen den vielen Partien im Vordergrund. Der anatomische Größenvergleich der Leichen in gleicher Entfernung weist Körpergrößenunterschiede bis zu 25-30cm auf, ohne daß bestimmte Gliedmaßen der Vergleichspersonen diesen Relationen entsprechen. So ist die liegende, schwarz halbärmlig gekleidete Leiche mit seltsam schwarzem Kopf größer und massiver als die darunter liegende; ungeachtet dessen hat sie einen gleich dünner und noch kürzeren Unterarm. Dieser Unterarm wiederum ist gleich groß wie jener der halb stehenden Leiche, die jedoch der Körpergröße nach zu messen erheblich kleiner sein müßte, als der liegende, dunkel gekleidete Tote. Man richte seinen Blick auf den linken vorderen Abschnitt: die meisten der tieferliegenden Partien sind anatomisch nicht erklärbar, aber auch in den Lichtreflexen unecht. Zum Abschluß betrachte man im Vergrößerungsglas besonders die vom hellen Weiß übersangslos — unecht — ins Schwarz verlaufenden hintergründigen Schattenpartien.

[Seite 66] „In den Krematorien wurden täglich Tausende verbrannt”. Mit diesem Bildtext veröffentlicht in „Das Drifte Reich — Seine Geschichte in Texten, Bildern und Dokumenten”, herausgegeben von Heinz Huber, Artur Müller, unter Mitwirkung von Prof. Waldemar Besson, Bd. II, S. 531, Verlag Kurt Desch, München, Wien, Basel, 1964. Mit folgendem Bildtext veröffentlicht in „Unser Jahrhundert im Bild”, Bertelsmann Verlag Gütersloh, 1965 (Vorwort Golo Mann), S. 550: „KZ-Häftlinge des ‚Sonderkommandos’ in Auschwitz-Birkenau schieben Leichen vergaster Juden in den Verbrennungsofen”. Nach Auskunft des Verlages hat dpa (Deutsche Presseagentur) dieses Bild verbreitet. Dpa teilt mit, daß dieses Bild aus Dachau stamme und offenbar von den Amerikanern nachgestellt worden sei. Gedenkstätte Dachau dementiert, das Bild sei dort unbekannt. Die Bildfälscher bleiben auch hier anonym. Auch diese Quelle verweist in den kommunistischen Machtbereich: Stanislaw WRZOS-Glinka „1939-1945 Cierpienie i walka narodu polskiego” Zdjecia-Dokumenty Warschau 1958.

Auch dieses Bild ist eine Fotomontage. Die grell erleuchtete Leiche, deren rechter Fuß konturlos weiß ist, widerspricht in den Lichtreflexen der unkenntlich schwarzen Brustpartie und dem dunkel schwarzen Hintergrund des linken Mannes. Während der rechte Fuß des Toten grell weiß, demnach auch von vorn rechts beleuchtet ist, ist der anschließende Tragegriff der Bahre in völliger Verkehrung der Lichtverhältnisse vorn beschattet und mündet in eine total beschattete Hosenpartie. Die Hose dieses „Häftlings” wird von hinten, d. h. links beleuchtet, was wiederum der Beleuchtung des Toten widerspricht. Die Kontraste überhell-schwarz, die die ldentifizierung wesentlicher Einzelheiten vereitelt, ist uns schon zu häufig bei derartigen Bildfälschungen begegnet, als daß man achtlos daran vorübergehen kann. Daß der Mann rechts einen zu dünnen Arm hat, sein Ärmel übergangslos ohne besondere Schattenreflexe in sein faltenloses Hemd übergeht, macht die Zeichnung dieses Bildes ebenfalls deutlich. Das Bild enthält eine weitere Kuriosität, die bereits allein genügen würde, es als Fälschung auszuweisen: Man nehme ein Lineal zur Hand und versuche die Linien der 4 sichtbaren Teile der linken „Stoßstange” jeweils zu verlängern. Sie münden nicht etwa in eine gemeinsame Linie aus, sondern weisen vier verschiedene Richtungen auf. Zielt schon der linke Abschnitt dieser Stange in verlängerter Linie auf den Ellbogen des Toten, so landet der zweite Abschnitt in der Mitte der anderen Stangenspitze. Das kleine Stück der linken Stoßstange — sichtbar durch die helle Ofentürrandung — verläuft sogar waagerecht. Man betrachte dieses optische Wunder einer Stange durch das Vergrößerungsglas und man weiß Bescheid!




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